Rückschau zur „Postgeschichte live“ vom 26. bis 28. Oktober in Ulm 2023
Mit den Italienern hatte die internationale Neuausrichtung des DASV begonnen. Das war anno 2012 – den entscheidenden Impuls hatte seinerzeit Dr. Thomas Mathà gegeben. In der Vergangenheit folgten Delegationen aus Belgien, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Portugal, der Schweiz wie auch die IPHF meiner Einladung zur Teilnahme an der „Postgeschichte live“ in Sindelfingen. Oktober 2023, das Revival: erneut ein starker Auftritt unserer „italienischen Schwester“ – der Associazione Italiana di Storia Postale (AISP) – nunmehr in Ulm.
Die beiden Fotos zeigen Eindrücke vom schon traditionellen Begrüßungsabend mit Übergabe besondere Erinnerungsstücke zur PGL in Ulm für jeden italienischen Teilnehmer – im Bild links an Giovanni Nembrini. Die gute Stimmung der Gäste im „Historischen Brauhaus Drei Kannen“ ist im Übrigen bereits Programm …
Die Internationale Briefmarkenbörse Ulm 2023 hatte so einiges zu bieten, so dass „normale“ Briefmarkensammler ebenso auf ihre Kosten kommen konnten wie ambitionierte Philatelisten und Postgeschichtler. Darüber hinaus bot das Top-Event der Branche viele Gelegenheiten für unterschiedlichste philatelistische Vereinigungen, sich dem geneigten Publikum präsentieren und Räume für Treffen ihrer Mitglieder anzubieten zu können …
Das internationale Symposium der „Postgeschichte live“ konnte die Erwartungen voll erfüllen. Die verbesserte Raumsituation bot eine sehr angenehme Atmosphäre für gut besuchte Vorträge. Dénes Czirók RDP aus Ungarn (im Foto rechts außen) eröffnete den Reigen mit tiefgreifenden Ausführungen zur ersten Postkarte der Welt – Ungarn 1869. Es folgte der bekannte Postgeschichtler Angelo Teruzzi aus Italien (Mitte rechts) mit einem bunten Blumenstrauß zu nicht oder unzureichend frankierten Briefen zwischen Sardinien und Österreich 1844 – 1875. Abschließend zündete der Deutsch-Däne Prof. Dr. Henrik Mouritsen (Mitte links) ein Feuerwerk zu dänischer Paketpost – vom Pre-UPU-Chaos zum UPU-System. Hatte ich den zweiten RDP im Referenten-Trio in weiser Voraussicht noch als „Mr. Danish Dynamite“ angekündigt, ließ er bei seiner Performance keinen Zweifel an seinen herausragenden pädagogisch-didaktischen Fähigkeiten.
Der DASV-Festabend im Hotel Seligweiler stand ganz im Zeichen der Begegnung mit unseren italienischen Freunden. Die AISP war zwischenzeitlich durch ihren Präsidenten Luca Lavagnino (linkes Foto) vertreten, der eigens zum Festabend angereist war.
Die zweite italienischen Gastvereinigung – der CIFO – war vertreten durch Dr. Claudio Manzati (rechtes Foto). Allein die Anwesenheit des erkrankten Dr. Thomas Mathà, dem seinerzeitigen maßgeblichen Impulsgeber, wurde schmerzlich vermisst.
Die besondere Beziehung des CIFO zum DASV wurde durch die Verleihung des sog. „Giovanni Riggi di Numana Award“ zum Ausdruck gebracht. Diese überraschende Ehrung wurde durch Dr. Claudio Manzati anlässlich des DASV-Festabends vorgenommen.
Sechs Jahre sollte es dauern, bis wieder einmal ein würdiger Preisträger für die höchste Auszeichnung des DASV gefunden werden konnte: die Prof. Dr. Hans A. Weidlich Plakette wurde im Rahmen des DASV-Festabends an BDPh-Präsident Alfred Schmidt verliehen. Hierbei fanden nicht nur seine Verdienste als internationale philatelistische Führungskraft, sondern auch eine Vielzahl weiterer Facetten Berücksichtigung. Die Laudatio finden Sie im weiteren Rundbrief.
Mit mehr als 80 Teilnehmer aus neun unterschiedlichen Nationen war der DASV-Festabend abermals stark besucht. Die Anreise nach dem etwas außerhalb Ulms gelegenen Hotel Seligweiler hatte sich abermals gelohnt – die Veranstaltung wurde wie im vergangenen Jahr mit einem attraktiven nicht-philatelistischen Rahmenprogramm versüßt.
Die beiden Fotos zeigen die Raumsituation und im Bild rechts (außen) DASV-Rundsendeleiter Horst Warnecke in Aktion für die obligatorischen Einträge in das DASV-Gästebuch.
Ein nie dagewesenes Spektakel der besonderen Art bot sich dem geneigten Publikum anlässlich des DASV-Festabends im Hotel Seligweiler:
In bester Conférencier-Manier eröffnete ein Zauberkünstler die Show der Spitzenklasse. Überraschte Gesichter gab es, als ich die anwesenden Gäste darüber aufklären durfte, dass es sich bei dem „Lokalmatador“ um unser DASV-Mitglied Hans-Peter Behm aus Ulm handelt.
Das absolute Highlight war im unmittelbaren Anschluss die überaus unterhaltsame Tempo-Jonglage von Daniel Hochsteiner, der als derzeit weltweit einziger Jongleur das Publikum mit vier Tennisschlägern gleichzeitig entertainen kann:
Die teilweise Einbindung der Gäste sorgte für beste Unterhaltung und einen DASV-Festabend, der uns allen wohl in besonderer Erinnerung bleiben wird. Das war schon „großes Kino“ und zeigte einmal mehr, dass sich der DASV – zumindest im deutschsprachigen Raum – durch nicht alltägliche Akzente unterscheidet.
Die Verwendung der neuen 16er-Bundesrahmen im internationalen Format brachte die erhoffte Aufwertung des Ausstellungswettbewerbs um die goldenen, silbernen und bronzenen Posthörner. 65 Exponate aus Belgien, Italien, Luxemburg, Österreich, der Schweiz und Deutschland konkurrierten um die hochattraktiven Auszeichnungen. Bild links zeigt ein goldenes Posthorn – gleichzusetzen mit der Internationalen Deutschen Meisterschaft für Postgeschichte.
Besonders extrem hatte es in 2023 die Gruppe 4.3 getroffen (Postgeschichtliche Sammlungen nach der Gründung des Weltpostvereins 1875 bis 1945), in der sage und schreibe 20 Exponate angenommen waren.
Keine leichte Arbeit für die internationale Jury, die mit (von links) Dr. Gerald Heschl (A), Lars Böttger (Lux), Dr. Claude Montandon (CH), Thomas Höpfner (D), Dénes Czirók (H), dem Eleven Adriano Bergamini (CH) und Alfred Schmidt (D) in Top-Besetzung angetreten war.
Für die kommenden Jahre ist im Übrigen der Einsatz weiterer Jury-Eleven geplant, nachdem Adriano Bergamini seine Aufgabe erwartungsgemäß mit Bravour gemeistert hat und Jury-Urgestein Dr. Eckart Bergmann sich aus dem Kreis der Juroren verabschiedet hat.
Seinen letzten Einsatz in der PGL-Jury hat in 2023 unser Freund Dr. Claude Montandon, der Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Postgeschichte, absolviert. Sein emotionaler Abschied war begleitet von herzlichen Worten und einer besonderen Erinnerungsgabe durch den DASV. Wir werden Claude in Ulm sicherlich wiedersehen, denn nun hat er endlich wieder die Gelegenheit, sich als Aussteller der „Postgeschichte live“ im Posthorn-Wettbewerb zu beteiligen. Bon chance, Claude!
Gerne gratuliere ich allen erfolgreichen Aussteller des diesjährigen Posthorn-Wettbewerbs. Wir haben tolle Exponate gesehen. Insofern kann und möchte ich alle nicht ganz so erfolgreichen Aussteller zu einem neuen Versuch ermutigen, eventuelle Ratschläge der Jury zu überdenken und vor allem in den kommenden Jahren uns wieder zu beehren. Manchmal braucht es eben mehrere Anläufe, bis so ein Posthorn dann in die heimischen Gefilde wandern kann.
Den „Vogel abgeschossen“ hat in 2023 zweifellos Prof. Dr. Henrik Mouritsen mit dem Gewinn von gleich zwei goldenen Posthörnern und das als Erstaussteller bei der „Postgeschichte live“. Gegen den hochdekorierten RDP war sowohl in der Klasse 4.3 (Postgeschichtliche Sammlungen nach der Gründung des Weltpostvereins 1875 bis 1945), als auch in der Literaturklasse 4.7 nicht anzukommen. Sein sechs Bände und unfassbare ca. 2.400 Seiten umfassendes Werk “Danish Postal History 1875-1907” hatte bereits im Vorfeld Geschichte geschrieben. Dieser in 2019 verausgabte Literatur-Meilenstein für die Postgeschichte Dänemarks hatte als es als erstes Literatur-Exponat 98 Punkte bei einer FIP-Weltausstellung (2022 in Lugano) erreicht und war dort gleichzeitig Kandidat für den Grand Prix International – ebenfalls ein Novum für ein Literatur-Exponat.
Das letzte Foto zur „Postgeschichte live 2023“ gebührt unseren italienischen Freunden, die augenscheinlich eine Menge Spaß hatten und demzufolge beabsichtigen, wieder regelmäßiger an der Top-Veranstaltung teilzunehmen.