„Postgeschichte live“ in Sindelfingen 2014

Liebe Freunde der Postgeschichte,

rhythmisches, immer lauter werdendes Klatschen wie bei einem Popkonzert, im Anschluss noch eine spontane „Autogrammstunde“. Was war passiert?

Es ereignete sich am 23. Oktober 2014, am überaus gut besuchten gemeinsamen Abend des DASV mit der Royal Philatelic Society London im Rahmen der „Postgeschichte live“ in Sindelfingen.

„Mr. Penny black“ Alan HOLYOAKE erläuterte in einem erstklassigen Vortrag die Geschichte der beiden ersten Briefmarken der Welt. Der sympathische und leidenschaftliche Brite begeisterte die wohl mehr als 100 Gäste mit seinen Ausführungen in englischer Sprache. Im unmittelbaren Anschluss daran erhielt jeder Teilnehmer der Veranstaltung ein äußerst ansprechendes Büchlein mit den Abbildungen aus dem Grand-Prix-Exponat von Alan HOLYOAKE geschenkt, welches für diesen Abend neu aufgelegt und dankenswerterweise von Dieter MICHELSON ins Deutsche übersetzt worden war.  Eine großzügige Geste des „Philatelie-Promis“, ein tolles „Souvenir“ und eine gute Grundlage zur Nachbereitung.

Ein immer gut gelaunter Alan HOLYOAKE bei der Überreichung eines DASV-Tellers und im Bild unten bei seinem hervorragenden Vortrag zu den beiden ersten Briefmarken der Welt. Ein gelungener Startschuss zu den folgenden Höhepunkten…

Wahrlich eine „Sternstunde der Philatelie“. Wer dabei war, wird dieses Highlight wohl kaum vergessen können. Wer nicht, wird seine Abwesenheit sicherlich bedauern.Die persönliche Anwesenheit von Chris KING, Präsident der Royal Philatelic Society London, bot Gelegenheit diesen ausgezeichneten Postgeschichtler und eine herausragende Führungskraft der internationalen Philatelie vor einem idealen Auditorium mit der nicht häufig verliehenen Prof. Dr. Hans A. Weidlich-Plakette zu ehren. Chris KING wusste im Vorfeld nichts von der geplanten Ehrung. Als dann Dieter MICHELSON in der Laudatio die besonderen Leistungen von Chris KING darstellte, war die Überraschung offensichtlich gelungen …

Eine gelungene Überraschung war der unangekündigte Besuch von Günther STELLWAG, dem Obmann des Österreichischen Philatelistenklubs Vindobona, der im Vorjahr erstmals seine Aufwartung gemacht hatte – frei nach dem Motto: einmal Sindelfingen, immer Sindelfingen. Lieber Günther, wir haben uns sehr über Deinen Besuch gefreut …

Die Abendveranstaltung mit der Royal Philatelic Society London lässt sich sicherlich mit gutem Gewissen als einer der Höhepunkte in der Geschichte des Deutschen Altbriefsammler-Vereins e.V. bezeichnen. In diesem Zusammenhang wurde mir von verschiedenen Seiten bescheinigt, dass der DASV „ganz oben angekommen wäre“.


Birthe KING, Günther STELLWAG, Klaus WEIS, Dieter MICHELSON und Chris KING.

Philatelie oder internistische Fachthemen? Dr. Robert NECHWATAL u. Dr. Martin CAMERER.

Festabend des DASV Sindelfingen 2014

Der traditionelle freitägliche Festabend des DASV fand in diesem Jahr mit freundlicher Unterstützung des Auktionshauses Heinrich KÖHLER Wiesbaden statt. Dieses bis dato einmalige Sponsoring soll auch künftig einen dem Niveau dieser Veranstaltung gerecht werdenden Rahmen gewährleisten und auf der anderen Seite die DASV-Vereinskasse für andere Aktivitäten schonen. Wir würden uns freuen, wenn hierzu der ein oder andere Verantwortliche eines Auktionshauses o.ä. Interesse bekunden würde. Sprechen Sie mich bitte direkt an. Wir sind offen für Ihre Vorschläge …

Internationales Flair, eine Vielzahl philatelistischer Größen von Weltrang, ranghoher Funktionäre, Juroren auf FIP-Ebene, prominente Sammler und leidenschaftliche Postgeschichtler. Ein illustrer Kreis, der sich am Festabend des DASV ein Die persönliche Anwesenheit von Chris KING, Präsident der Royal Philatelic Society London, bot Gelegenheit diesen ausgezeichneten Postgeschichtler und eine herausragende Führungskraft der internationalen Philatelie vor einem idealen Auditorium mit der nicht häufig verliehenen Prof. Dr. Hans A. Weidlich-Plakette zu ehren. Chris KING wusste im Vorfeld nichts von der geplanten Ehrung. Als dann Dieter MICHELSON in der Laudatio die besonderen Leistungen von Chris KING darstellte, war die Überraschung offensichtlich gelungen … „Stelldichein“ gab. Nach Alberto BOLAFFI in 2012 war es in 2014 Joseph HACKMEY, der dem DASV als derzeit wohl bedeutendste Sammler der Welt die Ehre gab. In Anbetracht der gleichzeitigen Präsenz von Alan HOLYOAKE und weiteren prominenten Sammlern der RPSL zweifellos ein weiteres Highlight in der Vereinsgeschichte.

Höhepunkt des DASV-Festabends war die Verleihung der SAVO-Plakette an Dr. Ernst BERNARDINI aus Greifenburg in Österreich, einem früheren Obmann der „Vindobona“. Dr. Hadmar FRESACHER würdigte in einer charmant vorgetragenen Laudatio die Verdienste dieses prominenten Postgeschichtlers. Insbesondere wegen seiner hervorragenden Forschungs- ergebnisse zum österreichischen Tarifwesen hatte sich Dr. Ernst BERNARDINI für diese sehr begehrte Auszeichnung prädestiniert. Absolut bemerkenswert ist die tolle Form dieser doch schon einige Jahre im Ruhestand weilenden Persönlichkeit. Für 2015 ist vorgesehen, dass Dr. Ernst BERNARDINI das Symposium der „Postgeschichte live“ mit interessanten Ausführungen zu Ergebnissen seiner Studien bereichern wird …

In der Zeit nach Sindelfingen habe ich mir hin und wieder die Frage gestellt inwieweit das Geschehene noch zu toppen sein könnte oder ob man nicht aufhören soll, wenn es am Schönsten ist? Fragen, welche man sich nicht abschließend beantworten sollte. Es kann und es wird nicht immer so sein wie in diesem Jahr, aber darauf kommt es nicht wirklich an. Die DASV-Veranstaltungen haben einmal mehr die Chance persönlicher Begegnungen auf allerhöchstem Niveau geboten und das werden sie auch in Zukunft tun. Das ist das vornehme Mandat des DASV bei der „Postgeschichte live“ in Sindelfingen …

Symposium der „Postgeschichte live“ Sindelfingen 2014

Die Themen der Vorträge beim Symposium der „Postgeschichte live“ waren dem Besuch der Royal Philatelic Society London geschuldet und hatten demzufolge starken Bezug zu Großbritannien bzw. zu dessen Kolonialreich.

Referenten und Leiter des PGL-Symposiums auf dem Podest. Von links: Dr. Wolf HEß, Dieter MICHELSON, Nigel CHANDLER und Klaus WEIS, im Vordergrund James VAN DER LINDEN.

Nigel CHANDLER aus Großbritannien hielt sich mit seinen Ausführungen zu „Tobago“ doch recht kurz, so dass der Vortrag von Dieter MICHELSON zur Postreform in Irland für einige Interessierte zu früh begann. Diese hatten in der Tat etwas verpasst, denn der ansonsten eher als Berufsphilatelist bekannte Ire trat erstmals „in den Ring“ und bestand seine „Feuertaufe“ mit Bravour. Hierzu nochmals mein Kompliment und an all diejenigen, welche aufgrund des früheren Beginns nicht den ganzen Vortrag verfolgen konnten meine Entschuldigung.

Dr. Wolf HEß (neben Dieter MICHELSON der zweite Repräsentant der Royal Philatelic Society London in Deutschland) unterhielt das erneut besucherstarke Auditorium in gewohnt gekonnter Manier zu den spanischen Schiffsverbindungen nach Kuba. Eine Fortsetzung unter Berücksichtigung weiterer Schifffahrtslinie ist im kommenden Jahr vorgesehen …

Mein abschließender Dank zum PGL-Symposium gilt insbesondere Frau KAISER und Herrn FLAISCH von der Messe Sindelfingen für die reibungslose Gewährleistung optimaler Rahmenbedingungen und Heinrich MIMBERG für seine fortwährende Unterstützung.

Alle Vorträge des PGL-Symposiums werden wie gewohnt in einem der kommenden Rundbriefe zur Nachbereitung ansprechend publiziert werden …

DASV – Regionaltagung in Luzern 5.9 bis 7.9.2014

Bei herrlichem, sommerlichem Wetter startete das Regionaltreffen mit einer Stadtführung durch Max BRACK. Grundlage und Orientierungshilfe war der Stadtplan des Martin Martini von 1597. Gelegentlich wurde auch „moderneres“ Kartenmaterial von Franz Xaver Schumacher von 1790 zu Rate gezogen. Zusammen mit den kenntnisreichen Erläuterungen unseres Stadtführers konnte man sich ein umfassendes Bild über die Entwicklung von Luzern machen. Der Autor dieser Zeilen hat selten eine so  spannende Führung erlebt. Interessenten können die alten Karten auch beim Staatsarchiv Luzern herunterladen.

Am Abend traf man sich zum Nachtessen und Fachsimpeln bei einem landestypischen Speisenangebot. Schon das Studium der Speisekarte in Schwyzerdütsch war eine Herausforderung für einen Mann vom Niederrhein. Dank der Übersetzung durch  Peter Suter wurde diese Hürde gemeistert und der weitere Abend verlief schwungvoll.

Zu den Vorträgen am Samstag trafen dann weitere Teilnehmer ein, vorwiegend Mitglieder des DASV – aber auch einige „freie“ Postgeschichtler. Dank gebührt dem Auktionshaus RÖLLI – SCHÄR AG, das die professionellen Tagungsräume zur Verfügung stellte. Darüber hinaus bereicherte der Geschäftsführer von Rölli, Herr Peter SUTER, das Treffen mit seinem spannenden Vortrag über die Postgeschichte im Fricktal, dem Grenzgebiet am Rhein mit den Hauptpostorten Rheinfelden, Stein und Laufenburg. Neben vielen seltenen bis einmaligen Stempeln zeigte Peter SUTER auch einige postgeschichtlich äußerst interessante Briefe, die Anlass zu lebhafter Diskussion gaben.

R. BUSCHHAUS erläuterte einige Briefe zum Thema der Incoming Mail Schweiz. Neben Fragen zur Desinfizierungspraxis in der Schweiz während der Cholerajahre 1831/32 regte besonders ein Brief aus 1800 mit einer Brieferöffnung am Gotthard Pass zum Disput an. Ein mehrseitiges Handout mit u.a. Tarifen zum vorphilatelistischen Postverkehr Frankreich – Schweiz begleitete den Vortrag. Einige hier entwickelte Lösungsansätze führen vermutlich zu neuen Erkenntnissen.

Während die beiden ersten Vorträge die Zeit der Vorphilatelie und Klassik behandelten, demonstrierte Hans HAEFELI, wie spannend moderne Postgeschichte sein kann. Mit Begeisterung und eindrucksvollem Wissen erklärte er den Postverkehr (schweizerischer) Soldaten in Korea mit der Heimat. Diese Soldaten sind nach dem Koreakrieg 1950/53 ab 1.August 1953 bis heute als neutrale Beobachter in Panmunjeon an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea stationiert.

Einmal in Fahrt gekommen, wurden die Gespräche über die Philatelie und Postgeschichte nach dem Ende der Vorträge in einem angrenzenden Kaffeehaus fortgeführt, bis man sich mit Partnern zu einem gemeinsamen Nachtessen auf dem historischen Raddampfer „Unterwalden“ traf. Bei herrlichstem Wetter den Sonnenuntergang auf dem See zu bewundern, in angenehmer Runde zu speisen und zu klönen war der krönende Abschluss dieser Veranstaltung.

Für einen überregionalen Verein wie den DASV sind solche regionalen Treffen mit einer Kombination von Informationsangebot und persönlichem Erfahrungsaustausch einfach das Salz in der Suppe. Wenn dann wie hier noch ein stimmiges Rahmenprogramm geboten wird, kann sich jeder ärgern, der nicht dabei war. Dank gebührt Max BRACK als Initiator für die hervorragende Planung und Durchführung dieses Regionaltreffens. Das Ergebnis lässt auf eine Wiederholung hoffen.

R. Buschhaus

Gebannt lauschen Hans Haefeli – sein Hinterkopf ist gerade noch hinter
R. Buschhaus zu ahnen, Hans Pfäffli, Hubert Bögli, Ueli Heiniger und Hans Scheibler
dem Referenten Peter Suter im Vordergrund

10 Jahre St. Pölten – Transpölten 2014

Es ist fast 15 Jahre her, da taten sich der legendäre Hermann Hader, der niederösterreichische Arzt Hubert Nemec und der Kärntner Unternehmer Günter Baurecht zusammen, um gemeinsam über ein Symposium nachzudenken. Vor allem das große Rätsel „Transitpost“ sollte mit Hilfe von Kapazitäten wie James van der Linden entschlüsselt werden.

Nach weiteren fünf Jahren hatte sich die Runde erweitert und der Plan konnte in die Tat umgesetzt werden: „Transpölten“ – eine Wortschöpfung von Hubert Jungwirth – ward geboren. Noch krabbelte das Neugeborene irgendwo in St. Pölten herum, aber schon bald fand es seine endgültige Heimat in Wilhelmsburg, südlich der Niederösterreichischen Landeshauptstadt. Mit unermüdlichem, aufopfernden und die eigenen Nerven wenig schonendem Einsatz brachte es das Duo Nemec/Baurecht 2014 auf stolze zehn „Transpölten“-Seminare.

Die DASV-Teilnehmer obere Reihe: Klaus Schöpfer, Josef Adam, Dr. Thomas Mathà (leider etwas verdeckt), Dr. Gerald Heschl, Gerhard Zeltner, Dr.
Herbert Kühn, Werner Schindler, Andreas Grünewald, Hubert Jungwirth, Dr. Robert Fecher, R. Buschhaus, Walter Klinger, Heribert Kaufmann, Dr. Heinrich Stumvoll, Robert Egger, Dr. Hubert Nemec, Axel Schramek. Untere Reihe: Dr. Andreas Myskiw, Friedrich Pietz, Günter Baurecht, Klaus Weis, James Van der Linden.

Das Programm in diesem Jahr war einem Jubiläum würdig. Schon traditionell führte Friedrich Pietz ein. Diesmal beschäftigte er sich mit den Estafetten von der kaiserlichen Reichspost bis zur bayrischen Staatspost. Unter Estafetten versteht man Schreiben, die mittels Extrapost durch einen eigenen Postreiter oder Boten möglichst rasch befördert wurden. Die Postmeister mussten dafür eigens Pferde zur Verfügung stellen.

Der Franke zeigte dabei Auszüge aus seiner Sammlung, die mehr schon einem Archiv gleicht. Briefe, Formulare und Quittungen bekam das staunende Publikum zu sehen. Ist man schon stolz, wenn man in seiner Sammlung vielleicht ein oder zwei solcher Stücke findet, so zeigte Pietz, was es alles gibt. Etwa eine kaiserliche Estafette vom Reichstag oder die Einladung zu einem Ballonstart mittels Estafette aus dem Jahr 1786. Den Schluss bildete ein Kapitel zur Personenbeförderung mittels Extrapost.

In die Geschichte der Postgeschichte führte der Ungar Denes Czirok. Bevor er sich seinem Thema, den Auslandsbriefen aus Ungarn bis 1850, stellte, präsentierte er den Vorfahren aller ungarischer Postgeschichtler: Bela Terfi. Der ehemalige ungarische Minister war in den 30er-Jahren Gründungsmitglied des SAVO und konnte eine Sammlung von 3000 ungarischen Vorphila-Briefen sein Eigen nennen. Davon ging genau ein Stück ins Ausland. Damit demonstrierte Denes Czirok, wie selten Briefe aus der ungarischen Reichshälfte ins Ausland waren. Im Verhältnis dazu legte er eine Unmenge an Auslandsbriefen vor, beschränkte sich aber zunächst auf die Altdeutschen Staaten, Frankreich und Großbritannien. Im nächsten Jahr wartet der zweite Teil mit den italienischen Staaten und dem Osmanischen Reich.

Der Großmeister der europäischen Postgeschichte, James van der Linden, entführte das Auditorium in seine unmittelbare Heimat, das heutige Belgien. Nicht nur geographisch, auch zeitlich begab er sich in sein „Kerngebiet“: die Zeit der frühen Taxis. Aufgrund neuester Forschungsergebnisse konnte er beweisen, dass die Taxis nicht die ersten Postmeister im Dienste des Kaisers waren. Allerdings übernahm Franz von Taxis als erster das Amt des Generalpostmeisters. Auch handelte Franz von Taxis entgegen der bisherigen Meinung nicht alleine. Nicht weniger als fünf Mitglieder der Familie wurden bereits 1508 in Flandern genannt, dazu gab es noch jede Menge anderer Postreiter. James van der Linden skizzierte die wechselvolle Geschichte der Taxis in Brüssel, die vor allem unter den Kriegen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV massiv zu leiden hatten. Schlußendlich mussten sie Brüssel verlassen und kamen über Frankfurt nach Regensburg, wo ja heute noch die Fürsten von Thurn und Taxis residieren.

Ebenfalls in die kriegerische frühe Neuzeit im Norden und Osten der Monarchie geleitete Fritz Puschmann. Es gibt in Österreich wohl keinen Zweiten, der nicht nur mit Material, sondern vor allem mit umfassendem Wissen so tief in die Postgeschichte der habsburgischen Länder eintauchen kann. Diesmal startete Puschmann bei der Schlacht von Mohacs im Jahre 1526. Durch die Niederlage des ungarischen Königs fielen Böhmen und Teile Nordungarns an die Habsburger. Briefe von Kaiser Ferdinand I aus den neu erworbenen Gebieten sowie sämtlicher ungarsicher Hofpostmeister bis zum Ende des 17. Jahrhunderts machten den Anfang. Die Zeit der Stempel wurde mit der größten geschlossenen Sammlung der berühmten Adler-Posthorn-Stempel Galiziens eingeleitet, mit den Bogenstempeln abgerundet, bevor es in die Markenzeit ging. Mehrfach-, Bunt- und Mischfrankaturen wechselten sich in einer Vielzahl und Qualtität ab, dass man fast vergessen konnte, wie selten diese Gebiete sind. Das Sahnehäubchen bildeten DDSG- und extrem seltene Russland-Briefe.

Mit diesem Höhepunkt war der erste Tag jedoch noch nicht abgeschlossen. Der „Festabend“ brachte zunächst auch Ehrengäste wie den Präsidenten des VÖPH, Mag. Anton Tettinek, der Vindobona, Bgm. Günter Stellwag und den Präsidenten des DASV, Kurt Weis, der während des gesamten Seminars anwesend war. Den beiden Initiatoren von „Transpölten“, Günter Baurecht und Dr. Hubert Nemec wurde das Goldene Ehrenzeichen des Verbandes verliehen. Präsident Tettinek hob in seiner Laudatio die großen Verdienste um die österreichische Postgeschichte hervor.

Launig wurde es dann vor dem eigentlichen Hauptakt: In gewohnt humorvoller Weise präsentierte Hubert Jungwirth Gedichte, in denen er die zehn Jahre „Transpölten“ Revue passieren ließ. Pointiert skizzierte er die Eigentümlichkeiten und Launen der Teilnehmer sowie die Mühen der Organisatoren. Begleitet wurde er vom jüngsten „Transpöltener“, Dr. Robert Fecher, der gekonnt die Gitarre zu irischen Weisen zupfte.

Den eigentlichen Höhepunkt des Symposiums bildete die Präsentation des Buches: Jeder Teilnehmer – und die einzige TeilnehmerIN – verfasste einen philatelistischen Lebenslauf, präsentierte einen Lieblingsbeleg und schrieb einen Fachartikel. Auf mehr als 300 Seiten entstand so ein Kompendium des gesammelten postgeschichtlichen Wissens von „Transpölten“. Es ist in seiner Breite und Tiefe ein Meisterwerk, das in keiner ernsthaften philatelistischen Bibliothek fehlen sollte.

Der zweite Tag widmete sich einem besonders schwierigen Thema der Postgeschichte: der Schweiz. Jeder, der schon einmal einen Vorphila-Brief in oder durch die Schweiz interpretieren musste, weiß über die Plage mit den unzähligen Taxvermerken. Wie sich im Vortrag von Andreas Grünewald zeigte, geht es aber eingefleischten Schweiz-Spezialisten nicht besser. Obwohl die Aktenlage bei den Eidgenossen unvergleich besser ist als in Österreich, hat sich noch kaum jemand die Mühe gemacht, diese aufzuarbeiten. Die wechselnden Posthoheiten in den Kantonen, die unterschiedlichen Währungen und die bewussten Verzögerungen (um mehr Porto zu kassieren) erleichtern es nicht gerade, Licht ins Dunkel zu bringen. Fazit: Die Schweiz ist und bleibt kompliziert. In manchen Gegenden ist die postgeschichtliche Landkarte der Schweiz noch gänzlich weiß.

Wie „Transpölten“ zeigte, beschäftigen sich aber zusehends mehr Forscher mit dem benachbarten Alpenland. Hubert Nemec outete sich als Graubünden-Experte. Auch sein Vortrag war der gelungene Beweis dafür, dass selbst die Post eines einzigen Kantons nicht so einfach ist. Die Schweiz hatte – zumindest postalisch – immer schon stur einen sehr eigenen Weg beschritten. Die Geschichte der Fussacher Boten und ihr Kampf um die Post mit den Taxis und den Österreichern, die Paßverbindungen nach Chiavenna machen diesen Kanton aber besonders spannend.

Dass man sich auch nördlich des Weißwurst-Äquators mit der Schweiz beschäftigt, bewies eindrucksvoll R. Buschhaus. Er zeigte die unterschiedlichen Gewichtsprogressionen und daraus resultierenden Taxveränderungen anhand der Schweizer Incoming Mail. Besonders beeindruckend war die Dichte der Brasilien-Belege, die er mit den unterschiedlichsten Leitwegen zeigen konnte.

Den Abschluss des Symposiums bildete ein Vortrag über die Feld- und Militärpost in Tirol während der französisch-bayrischen Besetzung. Robert Egger zeigte Briefe von Andreas Hofer und anderen Tiroler Freiheitshelden gemeinsam mit Schreiben Napoleons und französischer Generäle. Friedlich reihten sich in die Palette auch Unmengen von Briefen mit dem seltenen „KB Feldpost“-Stempel der bayrischen Truppen in Salzburg und Tirol. Es gibt wohl keinen größeren Bestand an Feld- und Militärpost vom Ersten Koalitionskrieg bis zum Wiener Kongress auf österreichischem Gebiet.

Mit diesem postgeschichtlichen Feuerwerk ging „Transpölten 2014“ zu Ende. Viele fuhren mehrfach bereichert nach Hause: Einmal durch das gewonnene Wissen, dann durch den intensiven Austausch und das Fachsimpeln mit Gleichgesinnten und nicht zuletzt durch manch schönen Fund im schier unendlichen Mater.

Gerald Heschl

Frühjahrstreffen in Hamburg 24.-27.4.2014

Sonne satt am verlängerten Wochenende in Hamburg. So kamen auch die Philatelisten beim touristischen Programm mit hochinteressanten Stadt- und Fleet-Rundfahrten voll auf ihre Kosten.

Das durch Dieter FULLRICH bestens organisiertes Treffen lockte lange nicht mehr oder erstmals gesehene Mitglieder und Gäste in die Hansestadt – eine Bereicherung in vielerlei Hinsicht. Die freundlicherweise seitens der Eheleute SCHWANKE im gleichnamigen Auktionshaus zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten boten einen hervorragenden Rahmen sowohl für die gut besuchte Mitgliederversammlung (MV) als auch für die philatelistischen Vorträge am Nachmittag.

Die Mitgliederversammlung brachte zwei wesentliche Entscheidungen: zum Einen die Beauftragung des Vorstandes zur Abwicklung der Übernahme der DASV-Bibliothek durch den Briefmarkenklub Hannover und zum Anderen die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages ab 2015 auf 60.- €. Somit wird Sie die Mitgliedschaft künftig einen Euro mehr im Monat kosten.

Vor dem Hintergrund der Kassenberichterstattung und den künftigen Aktivitäten des DASV kam der für den Vorstand überraschende Antrag zur Erhöhung des Mitgliederbeitrages aus der Mitgliederversammlung. Wegen gestiegener Versandkosten, ungesicherter jedoch zur Haushaltskonsolidierung unverzichtbarer Einnahmen aus dem Rundsendedienst, in Rede stehender Investitionen für das Postvertragsprojekt, geplanten Zuschüssen für DASV-Regionaltreffen und nicht zuletzt dem bevorstehenden Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen des DASV in 2016 anlässlich der „Postgeschichte live“ in Sindelfingen entschied sich die MV für eine signifikante Erhöhung des Beitrages, um den Vorstand bei der Umsetzung notwendiger Vorhaben die Planungssicherheit und die erforderlichen Mittel in die Hand geben zu können. Der Vergleich mit den zum Teil deutlich höheren Beiträgen für die Mitgliedschaften bei anderen führenden philatelistischen Vereinigungen im In- und Ausland sollte unter Berücksichtigung des Leistungsspektrums des DASV möglichen Zweiflern die wünschenswerte Akzeptanz vermitteln.

Ein langer Entscheidungsfindungsprozess im Vorfeld und die hinreichend innerhalb der MV vorgenommene Interessenabwägung zu unterschiedlichen Relevanzen führten zum angestrebten klaren Votum: Der Vorstand des DASV wurde beauftragt, die Weichen für die gewünschte Übernahme der DASV-Bibliothek durch den Briefmarkenklub Hannover zu stellen. Der Bestand des DASV soll noch im Jahre 2014 innerhalb der faktisch schon gemeinsam geführten Bibliothek formell integriert werden. Lediglich einige wenige Bücher von nostalgisch-ideeller Bedeutung für den DASV sollen aus dem Bestand herausgelöst werden und im DASV-Archiv ihren künftigen Platz finden. Für Eigentumsübergang und wirtschaftliche Verfügungsberechtigung soll ein noch zu bestimmender marktgerechter Wertausgleich erfolgen, eine ideelle Teilhabe wie auch ein Vorkaufsrecht und die (Fern-) Ausleihe gegen Kostenersatz weiterhin gewährt werden. Summa summarum eine für die besonderen Verhältnisse des DASV sinnvoll und zeitgerecht erscheinende Lösung, bei dem der Fortbestand der Bibliothek garantiert zu sein scheint …

Anlässlich der Mitgliederversammlung in Hamburg fand auch ein Wechsel im Vorstand statt: R. Buschhaus ist aus dem nominellen Vorstand des DASV ausgeschieden, um sich künftig weiterhin intensiv um Pflege und Fortschritt des DASV-Postvertragsprojektes zu kümmern. Für seine Initiative, die Umsetzung und die nachhaltige Betreuung dieses imageträchtigen Projektes wurde R. Buschhaus im Rahmen der MV mit der DASV-Plakette 2014 ausgezeichnet. Neuer (vorläufig kommissarischer) stellvertretender Schriftleiter ist Michael DICK aus Wuppertal. Durch diese Personalie dürfen wir uns zukünftig insbesondere eine Belebung der DASV-Website erhoffen …

Das Herbsttreffen 2014 wird – fast schon obligatorisch – anlässlich der postgeschichtlichen Tage in Sindelfingen ausgerichtet werden. Dabei wird es zu einem besonderen Treffen mit Vertretern der Royal Philatelic Society London kommen, zu dem sich auch der aktuelle Präsident Chris KING angesagt hat. Als Veranstaltungsort für das nächste Frühjahrestreffen in 2015 inklusive Mitgliederversammlung und Vorstandswahlen wurde die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden ausgewählt. Seitens des Auktionshauses Heinrich Köhler wurde dem DASV hierzu bereits die Unterstützung zugesagt.

Der philatelistische Nachmittag brachte drei interessante Vorträge mit Bezug zu Hamburg:

In einem hochkompetenten gemeinsamen Vortrag von Heinrich MIMBERG und Dr. Heinrich CONZELMANN wurden neue Erkenntnisse zur bis dato wohl nicht allzu sehr bekannten „amerikanischen Postexpedition in Hamburg“ dargelegt. Thomas HOEPFNER referierte im Anschluss „Von klugen Kaufleuten, Abenteurern und Desperados“ und Organisator Dieter FULLRICH ergänzte das breite Spektrum der unterschiedlichen hoheitlichen Postdienste in der Hansestadt mit seinen Ausführungen zum „Schwedischen Postamt in Hamburg“.

Da war sicherlich für jeden Hamburger-Freund etwas dabei und so kamen die Teilnehmer inklusive einiger Gäste zweifellos auf ihre Kosten zumal das Auktionshaus Schwanke in großzügiger Weise für Speis und Trank gesorgt hatte …

Die Abendveranstaltungen führten schließlich zu vielen angenehmen Unterhaltungen und Anbahnungen bzw. Vertiefungen freundschaftlicher Kontakte. Darüber hinaus boten sie die Plattform zu weiteren besonderen Ehrungen:


Die deutsche Vorzeige-Philatelistin Renate SPRINGER (RDP) ist nunmehr 50 Jahre lang Mitglied im DASV und „zog somit mit ihrem ebenso beliebten Ehemann Christian in puncto Mitgliedschaft gleich“. Ihnen, liebe „SPRINGERS“ nochmals an dieser Stelle herzlichen Dank für die Treue und ihr Engagement für den DASV.

Zudem konnte der aus Dänemark angereiste Erling BERGER für seine besonderen Verdienste um das DASV-Postvertragsprojekt in Hamburg persönlich mit der DASV-Plakette 2013 ausgezeichnet werden …Klaus Weis

Einladung zur Mitgliederversammlung am 23.04.2014

Im Namen des Vorstandes möchte ich alle Mitglieder des Deutschen Altbriefsammler-Vereins e.V. fristgerecht zur Mitgliederversammlung am

Samstag, den 26. April 2014, um 9.00 Uhr,
im Auktionshaus Schwanke in 20457 Hamburg, Kleine Reichenstraße 1

sehr herzlich einladen. Nutzen Sie die Gelegenheit und diskutieren Sie persönlich mit den (Vorstands-)Mitgliedern über die Belange unseres Vereines.

Tagesordnung
1. Begrüßung und Eröffnung
Genehmigung des Protokolls zur Jahreshauptversammlung 2013 in Marburg
(nachzulesen im Rundbrief 497)
2. Berichte des Vorstandes
3. Berichte der Kassenprüfer
3.1 für den Schatzmeister
3.2  für den Rundsendedienst
4. Entlastung der Vorstandsmitglieder
5. Beschlussfassung über den Mitgliedsbeitrag für 2015
6. Ehrungen
7. Festlegung von Tagungsorten
7.1  Herbsttreffen 2014
7.2  Frühjahrestreffen 2015
8. Beschlussfassung zur Kostenstelle DASV-Bibliothek
9. Anträge
10. Verschiedenes

Anträge zur Tagesordnung richten Sie bitte bis zum 1. April 2014 schriftlich an Klaus Weis, Bruchsaler Str. 10, 76356 Weingarten.

21.-23.03.2014 : Milanofil 2014 – Zur „AISP International 2014“

Mailand war die Reise in jeder Hinsicht wert – so das einhellige Urteil aller Beteiligten des DASV am Vergleichswettbewerb mit den Vertretern der befreundeten „Associazione Italiana Di Storia Postale“ vom 21. bis 23. März 2014 in Mailand. Inspiriert von der Teilnahme an der Vorzeigeveranstaltung „Postgeschichte live“ in Sindelfingen 2012 ist es unseren italienischen Freunden ohne Zweifel gelungen, mit dieser Pilot-Veranstaltung den „Geist von Sindelfingen“ nach Mailand zu tragen. Hierzu möchte ich stellvertretend für alle Beteiligten dem Präsidenten der AISP Angelo SIMONTACCHI und dem Organisator Bruno CREVATO-SELVAGGI ganz herzlich gratulieren.

Die ersten vier Plätze gingen an Mitglieder des DASV, wobei das „goldene Pferdchen“ unserem Mitglied Angelo TERRUZZI (als Teilnehmer des AISP) zugestanden wurde. Neumitglied Hansmichael KRUG und Dr. Martin CAMERER durften sich ebenfalls über diese besondere Auszeichnung in Silber bzw. Bronze freuen – meinen Glückwunsch hierzu. Bemerkenswert war das hohe Niveau der Ausstellung, bei der beispielsweise ein international bereits wiederholt mit FIP-Großgold prämiertes Exponat noch nicht einmal unter die Kandidaten kam.


Das goldene Pferdchen für Angelo TERRUZZI


Das silberne Pferdchen für Hansmichael KRUG


Das bronzene Pferdchen für Dr. Martin CAMERER

Neben dem Wettbewerb und der Messe durfte das Team des DASV nebst zahlreicher Begleitung eine vorbildliche Gastfreundschaft erfahren, welche insbesondere bei insgesamt drei gemeinsamen Abendveranstaltungen mit regionaltypischem Essen und Weinen zum Ausdruck kam.

Hansmichael KRUG, Friedrich MEYER, Thomas HOEPFNER, Peter HECK, Dr. Heinrich CONZELMANN,
Dr. Jürgen GLIETSCH, Dr. Martin CAMERER, Dr. Gertlieb GMACH, Arnim KNAPP
es fehlt Dr. Claude MONTANDON

Die Chance zur Pflege bzw. Anbahnung bereichernder individueller Kontakte und der Gedankenaustausch auf einem hohen postgeschichtlichen Niveau sind „Win-Win-Situationen“, welche zwangsläufig bei der Teilnahme an solchen Veranstaltungen entstehen. Wenn ein Angelo TERRUZZI und ein Dr. Martin CAMERER sich „persönlich finden“ und zu gemeinsamen publizistischen Aktivitäten verabreden, dann darf man sicherlich gespannt sein, was in der Folge daraus wachsen wird …

Mein besonderer Dank gilt Arnim KNAPP und Friedrich MEYER, den Kommissaren auf der Seite des DASV. Ihr habt eine „schlagkräftige Truppe“ zusammengestellt, die sich sehen lassen konnte. Bedanken möchte ich mich auch bei allen DASV-Ausstellern und nicht zuletzt bei den DASV-Juroren James VAN DER LINDEN und Dr. Gerald HESCHL. Ich denke, ich spreche im Namen alle, wenn ich behaupte, dass es sich gelohnt hat …

Für die Möglichkeit, den DASV mit einem eigenen Stand kostenfrei bei der „Milanofil“ präsentieren zu können, möchte ich mich bei unseren italienischen Freunden nochmals ausdrücklich bedanken.

Klaus Weis